Wer sein Lautsprecherunternehmen „Epos“ nennt, der will etwas. Ein Epos ist so ungefähr das Gegenteil von einer Kurzgeschichte. Die Antike kennt die Geschichte vom Trojanischen Krieg, von der Odyssee – alles Heldengeschichten mit gewaltigen Ausmaßen, im Plural Epen genannt. Jetzt kommt ein mutiger Mann im Jahre 1983 ins Spiel. Zwar nicht Jahrhunderte her, aber immerhin über 40 Jahre. Eine lange Zeitspanne in der Unterhaltungselektronik. Damals gründete Robin Marshall besagte Lautsprechermarke und stieg schnell zu einer Legende auf. Die Epos-Klangwandler waren unkonventionell, wurden aber dennoch – oder gerade deswegen – mit Testsiegen überhäuft. Obwohl die Besitzer recht häufig wechselten. Auf Mordaunt Short folgte Michael Creek – bis erst kürzlich, 2020, Karl-Heinz Fink die Markenrechte übernahm.
Eine Überraschung auch für Branchenkenner. Denn Karl-Heinz Fink verstand sich als mächtige, aber eher graue Eminenz. Der Mann hat als Entwickler nicht minder legendäre Lautsprecher für Größen wie Magnat, Tannoy und Yamaha konstruiert. Mit dem Fink-Team tritt er verstärkt in die Öffentlichkeit, die Borg 2 steht in einigen Redaktionen als Referenz ihrer Preisklasse.
'Der stimmigste Lautsprecher seiner Klasse'
Doch wohin mit der Marke Epos? In den goldenen Tagen der Marke kam die Nummer 14 auf den Markt. Genau dieses Modell legte „KHF“ als Erstes auf – komplett neu erdacht, aber in Andeutungen an die Formsprache der 80er Jahre. Obwohl: Das ist eher in allen Details ein umfassender Neuentwurf. Großer Aufwand wurde beim Gehäuse betrieben, das in mehreren Schichten so vibrationsarm wie möglich ausgelegt wurde. Das Fachmagazin LowBeats holte zum Jubel aus: „DER stimmigste Lautsprecher seiner Klasse und dürfte in Sachen Natürlichkeit so manch andere, vielfach teurere Box schlicht an die Wand spielen.“
Ein Meister zum Anfassen
Mehr kann ein Entwickler nicht wollen. Aber als Firmenchef muss Karl-Heinz Fink auf Wachstum und Erneuerung bedacht sein. Eine Kompaktbox im Portfolio ist gut, eine Standbox dazu flankierend unabdingbar. So stellte Fink pünktlich zur High-End-Messe in München die Epos ES-28N vor. Wieder ist das Gehäuse definiert zurückgeneigt. Zwei Tieftöner mit 18-Zentimeter-Membran pulsieren unter einem Mitteltöner und einer Alu-Keramik-Kalotte. Ein klassischer Drei-Wege-Aufbau mit Bassreflex-Port – und ebenso klassisch in seinem Design. Das könnte der Archetyp eines Standlautsprechers sein. Sicherlich zeitlos in einem ebenso definierten Wohnambiente.